Ganzheitlicher Optiker

Ich werde öfters gefragt, was ganzheitlicher Optiker bedeutet und was ihn von einem klassischen Optiker unterscheidet. Kunden von mir erfahren das sehr schnell und sind oft überrascht, wie bestehende Probleme mit dem Sehen oft Ihre Ursache in anderen Körperbereichen finden. Es nutzt beispiesweise wenig, jemanden ständig neue Brillenwerte zu verpassen, dessen eigentliches Problem in der Wirbelsäule liegt. Doch ich möchte nicht vorweggreifen und Ihnen das ganzheitliche Prinzip vermitteln, das allein dem Menschen gerecht werden kann. Dabei erfahren Sie auch, weshalb es in der Vergangenheit zunehmend verdrängt wurde und welche Erfahrungen ich mitbringe, um als ganzheitlicher Optiker zu arbeiten.

Seit 300 Jahren versucht die Menschheit durch rationales Denken, sich sebst und ihre Umwelt zu erklären. Die Vernunft gilt dabei als einzige Urteilsinstanz, der sich alles zu Unterwerfen hat. Sie soll alle dem Fortschritt entgegen stehenden Strukturen beseitigen. Dabei würde es gut tun, inne zu halten und sich die Frage zu stellen, wovon wir fortschreiten.

Nahezu alle Kulturen haben über Jahrtausende hinweg den Menschen als ein Mikrouniversum betrachtet, dessen Gesundheit vom inneren Gleichgewicht abhängt. Dabei war jeder Mensch ein vollkommen verschiedener Mikrokosmus mit einem anders gearteten Ungleichgewicht. Es wäre also geradezu absurd gewesen, verschiedene Menschen auf die selbe Art und Weise behandeln zu wollen, nur weil sie ähnliche Symptome zeigen.

Mit der Aufklärung änderte sich dieses uralte Bild der Heilkunde. Es änderte sich vom individuellen Mikrokosmos zur komplexen Maschine. Eine Unterscheidung zwischen den Menschen hatte in dieser Sicht nur noch marginal Bestand. In Studien werden denn auch viele Menschen untersucht und Medikamente dann als wirksam eingestuft, wenn ein gewisser Prozentsatz der Gruppe in der gewünschten Art und Weise darauf reagiert. Aufgrund der Komplexität der vermeintlichen Maschine wurden die Teile separiert. Ganz der Grundannahme folgend, dass ein komplexes System am besten verstanden werden kann, wenn es in seine Einzelteile zerlegt wird.

In der Medizin ebnete Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus) den „modernen“ Weg und entfernte sich so von der ganzheitlichen Herangehensweise. Er war davon überzeugt, dass die Natur unvollkommen sei und durch den Menschen vervollkommnet werden müsse. In seinem Heilansatz betrachtete er den Menschen zwar noch ganzheitlich, verfiel jedoch bereits dem Irrglauben, etwas verbessern zu können. Es sei an diesem Punkt die Frage gestattet, wie ein sich im Gleichgewicht befindliches, komplexes System verbessert werden sollte. Jede Änderung würde ein Ungleichgewicht bewirken.

Den größten Wert legte Paracelsus auf die Alchemie. Nach seinem Verständnis basierte Krankheit auf einem Ungleichgewicht der drei, den Körper ausmachenden, Grundsubstanzen Schwefel, Quecksilber und Salz. Eine Heilung sah er in der Gabe der jeweiligen Substanz, um das Ungleichgewicht auszugleichen.

Als Hermetiker baute Paracelsus auf das Prinzip der wechselseitigen Übereinstimmungen zwischen dem Menschen als Mikrokosmos und der Welt als Makrokosmos. Insofern arbeitete er hier noch ganzheitlich. Er schwor auf die Signaturlehre und war davon überzeugt, dass Pflanzen allein durch ihre Form und Farbe auf ihre Wirkung hinweisen. Eine Annahme, die sich oft als gar wahr herausstellte. So sah man beispielsweise im gefleckten Lungenkraut ein vorzügliches Heilkraut für die Lunge. Allein die weißen Flecken auf den Blättern liessen diese Schlußfolgerung zu.

Heute werden die Pflanzen in ihre isolierten Substanzen zerlegt, um eine vermeintliche Wirkung nachzuweisen. Im Falle des Lungenkrautes fand man dabei Schleimstoffe, Saponine und Kieselsäure, die eine positive Wirkung auf die Lunge zeigen.

Paracelsus stellt also einen Übergang zwischen “Moderne” und traditioneller Heilkunde dar. Die Verabreichung isolierter Substanzen und der Glauben, die Natur verbessern zu können, machten Paracelsus zum Vorreiter der modernen Medizin. Seine hermetische Sicht verbanden ihn mit der ganzheitlichen Heilkunde, in der der Mensch als individuelles, ganzheitliches Wesen betrachtet wird. Paracelsus starb, wie man heute weiss, an einer Quecksilbervergiftung. Ihm folgten unzählige Quacksalber, die unzählige Beschwerden mit der Gabe von giftigen Quecksilber zu heilen suchten. Dabei kann man durchaus bescheinigen, dass die eine oder andere Beschwerde durch Quecksilber gelöst werden konnte. Allerdings nur, wenn man den Menschen nicht ganzheitlich betrachtete. Denn die Nebenwirkungen des verabreichten Quecksilbers waren beträchtlich und führten nicht selten zum Tode.

Den Beginn zur Veränderung, also den Glauben durch die Vernunft Verbesserungen herbeiführen zu können, hatte Paracelsus gesetzt. Der Mensch wurde nachfolgend in seine Bestandteile zerlegt und verschiedene Ärzte kümmern sich seither ausschliesslich um seine Einzelteile.

Aber nicht nur der Mensch wird in seine einzelnen Komponenten aufgeteilt, um sie losgelöst voneinander betrachten zu können. Auch die Pflanzen zerlegt man in der selben Art und Weise. Ganz nach der Herangehensweise der Vernunft, nach der man ein komplexes, nicht zu verstehendes System zu vertehen lernt, indem man es in seine kleinsten Bestandteile zerlegt.

So forschte man nach den einzelnen Substanzen in den Pflanzen und untersuchte ihre Wirkung. Es bildeten sich Studien, die nur in isolierten Reinsubstanzen durchgefüht werden können, damit sie auf der Grundlage der Vernunft zu jeder Zeit reproduzierbar sind. Mikrokosmos und Makrokosmos wurden auf dieses Weise zerlegt. Ein wie auch immer geartetes Gleichgewicht oder Zusammenspiel wurde geleugnet, denn mit der Vernunft wäre es nicht mehr erfassbar. Und man will die Welt schliesslich verstehen und vervollkommnen.

Doch sehen Sie sich um. Ist ihnen schon aufgefallen, dass unser Makrokosmos sich nicht mehr im Gleichgewicht befindet? Und kennen Sie einen Menschen, der wirklich gesund ist? Also keinerlei Beschwerden zeigt, an die er sich vielleicht nur langsam gewöhnt hat ud sie daher nicht mehr als solche wahrnimmt?

Ich gebe Ihnen ein ganz einfaches Beispiel für einen “modernen” und einen ganzheitlichen Ansatz der Behandlung. Stellen Sie sich vor, sie haben sich ein neues Kopfkissen gekauft. 1 Woche später stellen sich Kopfschmerzen ein. Wäre es in dieser Situation richtig, nur den Kopfschmerz zu sehen und ihn vorerst einmal mit Schmerzmitteln zu behandeln? Oder wäre es richtig, sie als Mikrokosmos im Makrokosmos wahrzunehmen und so festzustellen, dass Ihr Kissen ungeeignet ist und Ihr Körper sie mit dem geeigneten Mittel seiner Wahl dazu veranlassen will, eine Änderung herbeizuführen. In diesem Fall das Kopfkissen als Verursacher des Ungleichgewichtes zu wechseln?

Ich habe mich viele Jahrzehnte mit der traditionellen Heilkunde unserer Ahnen beschäftigt. Mein Mann ist als Ethnobotaniker um die Welt gereist und hat in vielen Kulturen die Pflanzen und Bräuche studiert. Ich selbst bin Funktionaloptometristin und Ethnobotanikerin. Als ganzheitlicher Optiker betrachte ich Ihre Augen nicht losgelöst vom Rest Ihres Körpers.

Ich möchten Ihnen an dieser Stelle nicht die unzähligen Fälle aufzählen, bei denen eine Brille nicht die Lösung des Problems darstellte, sondern allenfalls als ein Teil der Hilfe genutzt wurde. Mir war es in diesem Beitrag wichtig zu verdeutlichen, warum ich Sie in Ihrer Ganzheit betrachte. Denn die Erhaltung Ihrer Gesundheit ist mein vornehmlichstes Ziel.

Melanie Hagemeister Ihr ganzheitlicher Optiker.